Panorama Museum - Bad Frankenhausen
Die Farbpalette scheint unendlich, eine eigene Welt umschließt die Besucher, deren Vielfalt und Detailtiefe schier überwältigend ist. Die größten Menschen überragen ihre Betrachter deutlich. Bis zu drei Meter groß sind die mehr als 3000 Figuren, die auf der 14 Meter hohen und 123 Meter langen Leinwand einen eigenen Kosmos entfalten. Über drei Millionen Gäste hat die Sixtina des Nordens schon in ihren Bann gezogen, die auch 30 Jahre nach der Eröffnung nichts von ihrer Faszination verloren hat. Es war im Sommer 1983, als der bekannte Leipziger Maler, Grafiker und Professor Werner Tübke zum ersten Mal mit seinem Pinsel die gut 1700 Quadratmeter große Leinwand berührte. Sieben Jahre zuvor hatte er den Auftrag übernommen, im Panorama, auf dem legendären Schlachtberg des Bauernkriegs in Bad Frankenhausen, ein monumentales Gemälde über die „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ zu gestalten. Zeit hatte er dafür nach dem Willen der DDR-Regierung bis 1989, bis zum 500. Geburtstag von Thomas Müntzer.
Tübke begann zu recherchieren, über den Deutschen Bauernkrieg, das späte Mittelalter und den Beginn der Neuzeit, fertigte Zeichnungen, Gemälde und Lithografien. Schließlich entsteht in Tübkes Leipziger Atelier ein verkleinerter Entwurf des Monumentalbildes, Konturzeichnungen werden später in zehnfacher Vergrößerung, nahezu bis ins letzte Detail auf die Leinwand projiziert und übertragen - 15 Künstler arbeiten gemeinsam mit Tübke an dem gigantischen Rundgemälde. Die an einem Stück gewebte Leinwand kam übrigens aus der Sowjetunion, vor Ort passgenau zugeschnitten und zusammengenäht vom alteingesessenen Frankenhäuser Sattlermeister Günter Hohlstamm. Es brauchte 54 Männer, um die 1,1 Tonnen schwere Leinwand im Panorama aufzuhängen.
Im Herbst 1987 vollendete Werner Tübke offiziell mit seiner Schlusssignatur das Gemälde. Zwei Jahre später eröffnete das Panorama Museum, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. So erlebte das einzigartige Kunstwerk bald oft kontroverse Diskussionen zu seiner Bedeutung, Wert und Aufgabe - eine Auftragsarbeit, in der Tübke dennoch seine ganz persönlichen künstlerischen Vorstellungen verwirklichte und eine bildgewaltige, phantasiegeladene Zeitreise schuf.